von Doris Bures
Geschätzte Trauergemeinde!
Die Nachricht vom Ableben von Prof. Hannes Tretter erfüllt mich mit großer Trauer. Zugleich empfinde ich Respekt und Dankbarkeit für seine Courage und seinen unermüdlichen Einsatz für die universellen Menschenrechte, die er zeitlebens verkörperte und verteidigte. Mit der Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte haben Manfred Nowak und er wahrlich Großes geschaffen. Bis heute prägt dieses herausragende Institut viele junge Forscherinnen und Forscher, die den Weg, den Prof. Tretter einst eingeschlagen hat, engagiert fortsetzen – nicht wenige von ihnen waren und sind Abgeordnete zum Nationalrat.
Mir bleibt insbesondere die hervorragende Zusammenarbeit als Bundesministerin für Verkehr, Infrastruktur und Technologie im Zusammenhang mit der Vorratsdatenspeicherung in lebendiger Erinnerung. Und auch in diesem Moment der Trauer freut es mich zu wissen, dass ich als Nationalratspräsidentin die große Freude und Ehre hatte, dem Institut den Demokratie-Preis der Margaretha-Lupac-Stiftung des österreichischen Parlaments zu überreichen und dabei das Wirken dieses herausragenden Menschen würdigen zu dürfen.
Wir leben heute im Herzen Europas, in einer stabilen Demokratie. Wer in unserem Land geboren wird, bekommt Freiheit und das Recht auf Mitbestimmung gleichsam als Geschenk in die Wiege gelegt. Doch es ist kein Geschenk, das wir einmal erhalten und für immer behalten können. Demokratie muss täglich gelebt, erkämpft und verteidigt werden. Ähnlich verhält es sich mit den Menschenrechten: Auch sie müssen von jeder Generation erkannt, gestärkt und geschützt werden. Dafür braucht es Institutionen, die die Gesellschaft in diesem fortlaufenden Prozess begleiten, unterstützen und – wenn nötig – mahnend die Stimme erheben.
Professor Hannes Tretters Vermächtnis ist es, dass es heute viele Stimmen gibt, die bereit sind, die Demokratie und die Menschenrechte zu verteidigen. Dafür bin ich dankbar!
In aufrichtiger Anteilnahme
Doris Bures
III. Präsidentin des Nationalrates